Am 24. April 2021 fand im Ökumenischen Zentrum Wolfhausen bei Bubikon der erste Bildungstag des Vereins Aktion Kirchen Züri Oberland statt. Unter Einhaltung aller Covid-Vorgaben trafen sich ca. 40 Personen, um sich mit der Frage „Was verbindet uns?“ zu beschäftigen.

Der Tag war eingerahmt von einem gemeinsamen Morgenlob (Grosse Doxologie), einem Mittagslob (Apostolikum) und einem Abendlob (Vesper). Die Form und der Inhalt wurde dabei aus der reformierten, der freikirchlichen und der katholischen Tradition übernommen. Prof. Dr. Stefan Schweyer (STH Basel), der erste Referent, beleuchtete in seinem Impulsreferat zum Thema: «Wo stehen wir?» die veränderte Rolle und Präsenz der Kirchen in der Gesellschaft aus religionssoziologischer Sicht.

Die Schlussfolgerung aus diesen Ausführungen kann mit den Worten von Hans Joas (deutscher Soziologe und Sozialphilosoph; Honorarprofessor an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin.) zusammengefasst werden: „Die Trennlinien verlaufen «immer weniger zwischen den Konfessionen und ihren Milieus und immer mehr zwischen Christen und Nichtchristen“ (Hans Joas, aus: «Glaube als Option», 2. Aufl. Herder Verlag 2013). Wenn die Kirche – und damit sind alle Konfessionen mitgemeint – nicht in der Bedeutungslosigkeit verschwinden soll, braucht sie entsprechende Alleinstellungsmerkmale, die die Konfessionen miteinander verbindet. Diese verbindenden Alleinstellungsmerkmale sind einerseits «Jesus als Christus und Herr» und das «Apostolische Glaubensbekenntnis». Jede Konfession legt hier unterschiedliche Schwerpunkte und verfügt damit über Erfahrungen und Kompetenzen in einem oder mehreren Diensten. Hier können und sollen die verschiedenen Konfessionen gegenseitig voneinander lernen.

Am Nachmittag folgte dann ein Zwiegespräch zwischen Abt Urban Federer und Prof. Dr. Schweyer:  zum Thema „Was verbindet uns? Chance der Zukunft. Das Zwiegespräch fand in Form von wechselseitigen Thesen statt. Einige Thesen sind hier als Auszug aufgeführt:

These 1a: Urban FedererDie zunehmende Säkularisierung der Gesellschaft bringt unsere Kirchen näher zusammen. Wenn die christliche Stimme zukünftig gehört werden will, muss sie, in aller Verschiedenheit, aus den gemeinsamen Wurzeln heraus sprechen.

These 1b: Stefan SchweyerDas gemeinsame Christus-Zeugnis bewahrt die Kirchen vor Selbstsäkularisierung, Selbstisolation und innerkirchlicher Selbstzerfleischung.

These 4a: Stefan SchweyerDie Ausrichtung auf den dreieinen Gott – den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist – in Lobpreis, Bekenntnis und Zeugnis ist die angemessene Antwort des Glaubens auf die Selbstoffenbarung Gottes.

These 4b: Urban Federer Maria ist nicht einfach Hindernis im ökumenischen Dialog, sondern auch Chance, unterstreicht sie doch den Kern unseres Glaubens: die Nähe des menschgewordenen Gottes zu uns Menschen.

Fazit:Der 1. Bildungstag 2021 der Aktion Kirchen Züri Oberland war ein voller Erfolg. Es tat gut, sich wieder einmal in Präsenz zu treffen. Die Anzahl der Teilnehmenden musste auf unter 50 Personen begrenzt werden. Es ist zu hoffen, dass ein Bildungstag 2022 dann wieder ohne Beschränkungen durchgeführt werden kann.

Die vielfältige Auseinandersetzung mit der Fragestellung «Was verbindet uns?» zeigte auf, dass die Konfessionen zusammenarbeiten müssen, wenn sie ihre Erfahrungen, ihre Kräfte und ihre Perspektiven bündeln wollen. Die Basis bilden verschiedene Alleinstellungsmerkmale. Zwei davon sind «Jesus als Christus und Herr» und das «Apostolikum». In der Diskussion der Teilnehmenden hat sich gezeigt, dass die Bündelung an Erfahrungen, Kräften und Perspektiven auch auf weitere Themen angewendet werden muss, wie z.B. das Thema Taufe, Abendmahl, Gebet, Schöpfung und vieles mehr. Mit dem Leitthema «Christus – Hoffnung der Welt» wird der Kirchentag 2023, der vom 6. – 9. Juli in Wetzikon stattfinden wird, das erste und wohl wichtigste gemeinsame Alleinstellungsmerkmal aufnehmen und thematisieren.

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